Aufgaben und Ziele des alevitischen Religionsunterrichts ergeben sich wesentlich aus dem Selbstverständnis der alevitischen Glaubenslehre. Dementsprechend soll der alevitische Religionsunterricht die Schülerinnen und Schüler in den Zusammenhang zwischen Glauben und Leben einführen.

Das Ziel des alevitischen Religionsunterrichts besteht darin,

  • alevitischen Kindern Wissen über die Inhalte ihres Glaubens zu vermitteln (Wissensvermittlung),
  • sie in ihren religiösen und kulturellen Wurzeln und Traditionen zu unterweisen. Im alevitischen Religionsunterricht werden die alevitischen Kinder dazu angeleitet, eine ausgewogene Identität bzw. Persönlichkeit zu entwickeln. Sie sollen durch den Religionsunterricht in die Lage versetzt werden, den alevitischen Glauben zu erleben und die Wertvorstellungen ihrer Glaubensgemeinschaft angemessen zu vertreten. (Identitätsbildung).
  • Darüber hinaus sollen im ARU die Menschenrechte im Grundgesetz vermittelt werden. Die Kinder werden angeleitet zu erkennen, dass die alevitischen Werte und Vorstellungen mit den grundgesetzlichen Werten konform sind (Wertevermittlung).

Vor diesem Zielhorizont werden die Schülerinnen und Schüler in diesem Unterricht angeleitet, gleichberechtigte und tolerante Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen, unabhängig von glaubensmäßigen und ethnischen Unterschieden, und diese zu pflegen (Förderung der Beziehungsfähigkeit).

Dabei spielen insbesondere die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von
Frauen und Männern in der alevitischen Glaubenslehre eine wichtige Rolle. Die Schülerinnen und Schüler sollen in diesem Unterricht die Gleichberechtigung der Mädchen und Jungen konkretisieren und verinnerlichen (Gleichberechtigung).

Sie werden dazu befähigt, ihren Glauben, Traditionen und ihre Kultur gegenüber ihren
Mitschülerinnen und Mitschülern zu vertreten und gleichzeitig deren Anderssein zu verstehen und zu akzeptieren. (Interreligiöser Dialog).

In diesem Sinne soll der Unterricht den Kindern die Möglichkeit bieten, Fragen, Probleme und Erfahrungen zu artikulieren und zu erörtern, sowie Zugang zu neuen Einsichten und zu neuen Glaubenserfahrungen zu gewinnen. Nach alevitischem Verständnis gibt es eine Wahrheit des Glaubens, die zu einer Vervollkommnung hinführt. Mit den Erfahrungen der alevitischen Kinder im Alltag kann und soll der Religionsunterricht zum Wegweiser werden. Sie lernen die im Alevitentum verankerten
Werte und Normen des Verhaltens und Handelns auf das eigene Leben zu beziehen. Dazu gehört auch, dass sie durch die alevitische Gemeinde in die alevitische Lebensweise eingeführt und so mit der Zeit eigenständige Mitglieder dieser Gemeinschaft werden. Die Kinder können durch den Unterricht eine auf Harmonie ausgerichtete und damit zugleich befriedigende Sicht vom Leben in der Welt und vom Zusammenleben mit den Mitmenschen gewinnen. Das kann und soll ihnen
Zuversicht und Mut geben, auch Schwierigkeiten im Alltag entgegenzutreten.

Die Ziele des Unterrichts müssen auf die Erfahrungen und die Interessen der Kinder bezogen sein und seine Methoden und Leistungsanforderungen müssen so flexibel sein, dass die individuellen Begabungen eines jeden Kindes optimal zur Entfaltung gebracht werden. Er hat dazu beizutragen,dass die Kinder Grundkompetenzen für ein friedliches Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft erwerben und erweitern können. Dazu gehören Kreativität und Phantasie, Selbstbewusstsein
und Selbstachtung, Mut und Initiative, Verantwortungsbewusstsein und Solidarität.