Von der 60 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung in der Türkei bekennen sich ca. 20 Millionen türkischer, turkmenischer, kurdischer und arabischer Herkunft als Aleviten. Ein Teil der anatolichen Aleviten ist Anfang der sechziger Jahre von Anatolien nach Europa ausgewandert. In Deutschland leben ca. 600.000 Aleviten.
Die Zahl der Aleviten, die in Krefeld leben, wird auf 4000 geschätzt. Sie haben sich weitgehend im Krefelder Leben integriert. Jedoch blieben sie weitgehend unauffällig, da sie keiner besonderen Kleidervorschrift, Bartwuchs oder Ritualverhalten anhingen. Sie engagierten sich überwiegend in Gewerkschaften, Freundschaftsvereinen und Kulturvereinen, in denen kulturelle Elemente wie das Erlernen des Saz, Folklore und Gesänge, gepflegt wurden.
In die seit Ende der achtziger Jahre zunehmende Integrationsschwierigkeiten, Sozialprobleme und Identitätskriese der Immigranten aus der Türkei bewirkte ein zunehmender Einfluß des Islams, religiösen- und nationalen Fundamentalismus. Mit den vorsätzlichen Schüren kultureller Vorurteile, gesellschaftlicher Isolation der Frauen, Verbreitung islamischer Dogmatik und Vorurteilen gegenüber anderen Religionen der bestimmten Kreise in Krefeld, die Ghettoisierung der türkischen Gesellschaft zu verstärken.
Um die alevitische Gesellschaft der Beeinflussung dieser Entwicklung zu entziehen und entgegenzuwirken, einfach um den wichtigsten Bestandteil der alevitischen Glaubensphilosophie, die Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Religionen aktiv vorzuleben und zu bewahren, haben sich die Aleviten Anfang der neunziger Jahre dazu entschlossen, in Krefeld eine alevitische Gemeinde und Begegnungsstätte ins Leben zu rufen.
Nach mehreren Jahren der Vorbereitungs- und Diskussionsarbeit wurde im Frühjahr 1994 das Alevitische Kulturzentrum Krefeld mit der Zielsetzung der Ausübung des alevitischen Glaubens, Förderung der Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, der Jugend- und Altenhilfe, Integration und Migrantenarbeit gegründet. Neben der täglichen Vereinsarbeit nehmen in Großveranstaltungen bis zu 1200 Personen teil. Das sind ca. 30% der in Krefeld lebenden Aleviten. Mit ca. 60 % der Mitglieder, die die deutsche Staatsbürgerschaft übernommen haben und sich aktiv in Vereinsarbeit und im Krefelder Leben engagieren, ist ein wesentlicher Beitrag zur Integration geleistet worden.
Unsere Begegnungsstätte bietet Hunderten von Menschen die Möglichkeit, einen kulturellen Austausch miteinander zu pflegen. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, die kulturellen und gesellschaftlichen Interessen der alevitischen Bevölkerung in Krefeld zu vertreten und zum friedlichen Zusammenleben aller Menschen beizutragen. Als Anschauungswertevorstellung dient der alevitische rituelle Tanz (Semah), der die Umarmung allen Lebens der Welt symbolisiert und zum friedlichen Zusammenleben aufruft.