Nach dem vorher genannten Lehrplan sollen die Schülerinnen und Schüler im alevitischen Religionsunterricht grundlegende Kenntnisse erwerben
- über das alevitische Gottesverständnis (Allah, Hak, Hüda);
- Über die alevitische Vorstellung von der Beziehung zwischen Hak-Muhammet-Ali;
- zu den alevitischen Glaubensgrundlagen und zu den alevitischen Werten;
- zu den geschichtlichen und geistigen Grundlagen des Alevitentums;
- zur alevitischen Kultur und deren religiöse Einbindung in Ritten, insbesondere zu den Gesängen, zur Saz (bağlama) und zum Semah;
- zu den Grundsätzen alevitischer Ethik und Moralvorstellung;
- zu den religiösen Formen des Alevitentums, insbesondere zum Cem, Semah und zu den Ausdrucksformen alevitischen Verhaltens;
- zur überlieferten Wirkungsgeschichte des Propheten Mohammed, des heiligen Ali und der Zwölf Imame;
- zur Bedeutung und Wirkung des heiligen Hacı Bektaş Veli und der anderen Heiligen (z. B. Die Sieben großen Dichter);
- zu den anderen Propheten der großen Religionen;
- zu den Grundlagen und zur Eigensicht der unterschiedlichen Religionen und Glaubensrichtungen der Mitschülerinnen und Mitschüler.
Praktische Hinweise für den Unterricht
Der alevitische Religionsunterricht setzt konkrete Akzente in den Klassen. Hier sind einige Beispiele zu erwähnen:
- Einvernehmen /rızalık: Die Klasse soll die Unterrichtsstunde mit einer Versöh-nungsphase unter den Kindern anfangen. Falls Streitigkeiten unter Kindern vorhanden sind, müssen sie ausgesprochen und ausgeräumt werden. Dann fängt die Lehrkraft mit dem eigentlichen Unterricht an. (Analog zum Cem-Gebet)
- Face to face / Gesicht zu Gesicht: Kinder sollen während des Unterrichts eine Runde in der Klasse bilden. (alevitische Sitzordnung)
- Musik/saz: Das Instrument Saz spielt eine hervorragende Rolle im alevitischen Gebet. Daher soll die Lehrkraft alevitische Gesänge und das Instrument Saz in den Unterricht integrieren.
- Drei Beispiele: Die Lehrkraft und die Schüler sollen sich daran gewöhnen, den Dreier Satz zu bilden. (Analog zum Hak Mohammed Ali)
- Vielfalt bewahren: Die Lehrkraft soll im Unterricht mögliche Interpretationen gelten lassen, die die Schüler nennen, um die Meinungs- und Glaubensfreiheit im Unterricht zu demonstrieren. (Ein Ziel – viele Wege)
Sprache des alevitischen Religionsunterrichts:
Nach dem Grundgesetz ist die Sprache des Religionsunterrichts Deutsch. Dies sehen die Aleviten auch deshalb als notwendig an, weil die gemeinsame deutsche Sprache Voraussetzung für jeden interreligiösen Dialog in diesem Land ist. Wir wissen aus dem Unterricht anderer Fächer, dass einige Grundbegriffe wie z. B. Allah, cem, se-mah, aşure, dede in der Ursprungssprache beibehalten werden müssen. Aleviten se-hen die Notwendigkeit, dass die grundlegenden Texte zum Glauben von den aleviti-schen Gelehrten in deutscher Sprache kindgerecht vermittelt werden müssen.
Allein im Lehrplan wurden über 50 Begriffe aus dem Alevitentum in Originalsprache aufgenommen und in deutscher Sprache erklärt.